Sonntag, 23. Februar 2014

Malermotiv und Bürgerprotest

Was hat Caspar David Friedrichs Bild Sonnenuntergang bei Neubrandenburg in der Hamburger Kunsthalle mit der Friedrichswerschen Kirche zu tun? Das gotische Bauwerk in Berlin ist der Ausgangspunkt des historischen Weges, der zu dem Gemälde in der Hamburger Kunsthalle führt. Auf Drängen des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. hatte der Architekt Karl Friedrich Schinkel den 1831 fertig gestellten gotischen Bau mit zwei flach endenden Türmen oben mit durchbrochenen Geländern und Fialen entworfen. Während dieser Zeit ist in Neubrandenburg der Schinkel-Schüler Friedrich Wilhelm Buttel mit den Plänen für den Umbau der Marienkirche befasst, der ebenfalls von Friedrich Wilhelm angeregt wurde. Nach dem Muster der Friedrichwerschen Kirche sollte der Turm mit barocker Haube in gleicher Weise flach und mit Fialen enden. Gegen diese Variante formierte sich der Protest der Neubrandenburger Bürger, die wie der 1818 verstorbene Pastor Franz Christian Boll einen spitzen gotischen Helm bevorzugten. Buttel lässt schließlich von seinen Plänen ab. Die ersten Entwürfe sind beim Brand des Neustrelitzer Schlosses verbrannt. Das Gemälde "Sonnenuntergang bei Neubrandenburg" ist das einzige noch existierende Dokument des ursprünglichen Turmentwurfs. Friedrich sieht in der Absicht Buttels die Ideale seines Freundes Boll verraten und lässt die Stadt symbolisch brennen. Mehr über diese Geschichte im Kapitel "Denkmale für Boll" ... http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

 Foto: Manfred Brückels, CC-BY-SA-3.0-migradet, Friedrichswerdersche Kirche

Caspar David Friedrich: Das brennende Neubrandenburg bei Sonnenaufgang. Um 1835, Öl auf Leinwand, 72,2 x 101,3 cm, Hamburg, Kunsthalle

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