Zu sehen ist die Darstellung des Zingels am Friedländer Tor in Neubrandenburg. Der heute freistehende Teil der Befestigungsanlage zeigt sich um 1800 stark beschädigt, durch einen Torbogen mit dem Treppenturm verbunden und im halbkreisförmigen Innenraum mit einer kleinen Fachwerkhütte verbaut.
Zu erkennen ist hinter der Architektur das um 1800 weit ausgedehnte Grasland der Heiden. So ist Friedrichs Sepia Kirchenruine in Wiesenlandschaft weitgehende Naturtreue zu unterstellen. Die vorgenommene stimmungsgeprägte Weitung der Flächen neben und vor dem Zingel setzt die Architektur isoliert in eine einsame Wiesenlandschaft. Der Maler nutzt das Angebot der Natur tendenziell für die Konstruktion einer romantisch arrangierten Szene.
Die Beschädigungen des Zingels stammen noch von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Mit der Wiederherstellung der mittelalterlichen Wehranlage beginnt man erst 1844. Vermutlich korrespondiert diese Aura des Zerfalls mit dem links erkennbaren Grabkreuz an jener Stelle, an der die kaiserlichen Truppen des Generals Tilly am 18. März 1631 bei der Belagerung von Neubrandenburg 92 schwedische Soldaten niedermetzeln. So fand man bei der Begrabung der Erschlagenen zwischen dem Friedland’schen Thore und dem Zingel Leiche an Leiche und abgehauene Fäuste, Finger, Füße, Arme und Beine, Hirnschalen und andere schamsirte menschliche Gliedmaßen. So heißt es in einem Bericht aus dieser Zeit.
Vorstellbar, dass Friedrich hier den Verteidigern der Stadt ein Denkmal setzen wollte.
Das Neubrandenburger Regionalmuseum bewahrt ein Blatt auf, das den Zustand der Ruine um 1800 festhält, von der Hand eines Fräuleins Anna Müller und mit dem Vermerk: nach einer Skizze von Professor Friedrich gezeichnet.
Mehr dazu im P-Book Kapitel 1 http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book
Caspar David Friedrich: Kirchenruine in Wiesenlandschaft. Um 1835, Bleistift, Sepia, 18,4 x 24,5 cm, Ehemals Dresden, Sammlung Friedrich Augusts II., verbleib unbekannt |
Ruinenbild nach Anna Müller |
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